Noch vor Fertigstellung der Stadtkirche plante man bereits im Jahr 1862 den Bau einer Orgel. Das Projekt wurde ausgeschrieben. Vier Firmen bewarben sich, und auf den Rat der Gutachter erhielt die Firma Voit aus Karlsruhe-Durlach den Auftrag. Die Kosten von 5600 fl. waren durch Spenden prominenter Persönlichkeiten – darunter auch der König von Preussen – zusammengekommen. Die neue Orgel hatte auf 2 Manualen und Pedal 26 Register und eine pneumatische Traktur. Zwar wies das I. Manual als klanglich besondere Register immerhin Trompete 8’ und ein Cornett 5fach auf, im II. Manual gab es jedoch nur fünf 8’-Register und zwei 4’-Register, und das Pedal wies neben drei 16’-Registern zwei 8’-Register und ein 4’-Register auf. Die Orgelweihe fand gleichzeitig mit der Einweihung der Stadtkirche am 8. Mai 1864 statt. Nach einem Festmahl wurde die Orgel nochmals von einem Stuttgarter Orgelvirtuosen vorgestellt. Schon in den nächsten Jahrzehnten wurden mehrere Umbauten sowie Veränderungen in der Disposition vorgenommen. Das war nicht verwunderlich, denn schon vor Disposition her war auf dem Instrument die klassische Literatur nicht darstellbar. Es sind aus dieser Zeit auch keine Orgelkonzerte überliefert. Eines der wenigen von Bedeutung fand im Mai 1880 anläßlich des Tonkünstlerfestes statt. In diesem Konzert ließ sich kein geringerer als der berühmte Pariser Komponist Camille Sain-Saëns auf der Stadtkirchenorgel hören. Noch im Jahr 1961 wurde das Instrument durch Änderungen in der Disposition „aufgehellt“. Doch schon wegen der ungenauen pneumatischen Traktur und des klanglichen Ungleichgewichts der Manuale war kein konzertantes Orgelspiel möglich. Der damalige neue Kantor und Organist KMD Gerhard Schenk wich deshalb mit seinen Konzerten in der Zeit zwischen 1965 und 1973 auf die neue Steinmeyer-Orgel der Pauluskirche aus. Dekan Arnold Hesselbach hatte ihnen all den Jahren einen Grundstock von Mitteln für eine neue Orgel gesammelt. Geschickte Verwaltung durch das Kirchengemeindeamt und nicht zuletzt die Hilfe des Oberkirchenrats führten dazu, dass man schließlich mit der Planung des Orgelbaus beginnen konnte. Sechs namhafte Firmen bewarben sich um das Projekt. In Mai 1970 erhielt die Firma Mühleisen aus Straßburg - die in der elsässischen Silbermann-Tradition arbeitet - den Auftrag, die von Bezirkskantor Gerhard Schenk zusammen mit Heinrich Richard Trötschel vom Orgelprüfungsamt entworfene Disposition zu verwirklichen. Die Orgeltage mit verschiedenen Konzerten zur Einweihung im Juli 1973 zeigten, wie hervorragend die Orgel gelungen war. In den darauffolgenden Jahren folgten viele verschiedene Konzertreihen mit nahmhaften Organisten. Diese große Orgel der Stadtkirche weist auf drei Manualen und Pedal 41 klingende Register aus. Sie ermöglicht dem Spieler in Klang und Funktion verschiedene Epochen der Orgelliteratur gerecht zu werden. Anhand der Disposition liegt der Hauptakzent auf dem Barock, der Klassik und Moderne.
Eine Kleinorgel für die Michaelskapelle in Ebersteinburg wurde von der Firma Mühleisen im Frühjahr 1972 gebaut. Sie bekam ein Manual mit angehängtem Pedal, mechanischer Spiel- und Registertraktur, geteilter Lade und sechs klingenden Registern, basierend auf dem Bericht von KMD Gerhard Schenk zur Jubiläumsschrift „150 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Baden-Baden“ (1982).
Die große Orgel wurde 1973 von der Firma Ernest Muhleisen (Strasbourg) erbaut.
Disposition: Gerhard Schenk und Heinrich Richard Trötschel Intonation: André Schaerer
Mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur (16x10 Setzerkombinationen), Normalkoppeln, Tremulanten im Schwellwerk, Oberwerk und Pedal.
Tonumfang Manuale: CC-a3 Tonumfang Pedal: CC-g0
Orgelpositiv der Firma Heintz (Schiltach im Schwarzwald)
Unter Orgelpositiv versteht man eine kleine versetzbare, meist einmanualige Orgel mit wenigen Registern ohne Pedal. Das Positiv wird heute meist zur Interpretation Alter Musik als Continuoinstrument eingesetzt. Diese meist gut transportablen Kleinorgeln werden oft in Form einer Truhe mit seitlich durchbrochenen holzgeschnitzten Seitenteilen zur besseren Klangentfaltung gebaut. Diese „Truhenorgeln“ verfügen oft über eine Transponiervorrichtung, die das Spiel sowohl in moderner Stimmung (a1=440 Hz) oder in historischer Stimmung (a1=415 Hz) ermöglicht.
Disposition:
Principal 8’ (ab c1)
Bourdon 8’
Flûte 4’
Quinte 22/3’ (ab c1)
Oktave 2’
Larigot 11/3’
Transponiervorrichtung
Das Instrument der Stadtkirche wurde 1998 von der Orgelbaufirma Heintz (Schiltach) in rund viermonatiger Bauzeit errichtet und steht für ein vielseitiges Musizieren in unserer Kirche zur Verfügung: für kleinere Gottesdienstformen, Andachten, bei Taufen oder Schulgottesdiensten im Chorraum. Durch seine Registerfarbigkeit kann das Orgelpositiv sehr gut zur Begleitung bei Kantatengottesdiensten und Konzerten eingesetzt werden.
Kleinorgel der Firma Muhleisen Strasbourg
Das einmanualige Instrument mit angehängtem Pedal (dies bedeutet keine eigenen Pedalregister) wurde 1972 erbaut. Die Windladen sind geteilt in Bass- und Diskantbereich, das ermöglicht ein klanglich differenzierteres Spiel, als ob der Organist auf zwei Manualen spielen würde. Diese Technik ist auch aus dem Orgelbau in Italien und Spanien bekannt.